Welche Auswirkung hat Corona auf die zukünftige Mobilität?

Kontaktbeschränkungen sind gelockert, die Homeoffice-Pflicht aufgehoben und kulturelle Veranstaltungen nehmen langsam wieder Fahrt auf. Die Unsicherheit einer vierten Welle bleibt, aber Fakt ist, dass wir mittlerweile auf mehr als ein Jahr Pandemie zurückblicken. Diese hatte und hat ebenfalls maßgebliche Auswirkungen auf die Mobilität. In diesem Blog stelle ich Ihnen sechs zukunftsweisende Trends dazu vor.

Sofern man der Pandemie überhaupt einen positiven Aspekt abgewinnen kann, dann, dass sie uns vor Augen führte, wie Mobilität auch anders als gewohnt möglich ist – insbesondere die urbane. Die Corona-Krise ist durchaus in der Lage, in jedem Fall einen langfristigen und eventuell auch tiefgreifenden Veränderungsprozess in der städtischen Mobilität in Gang zu setzen.

 

In Deutschland ist Corona nicht nur ein Beschleuniger für die Neuausrichtung von Prozessen im Mobilitätssektor, sie ist auch ein Katalysator zum Thema Mobilität der Zukunft. Während der Wochen des Lockdowns und der Beschränkungen hat sich der Verkehr verändert, die Menschen lernten den blauen Himmel, weniger Lärm und sauberere Luft zu schätzen. In der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung gewinnen diese Tatsachen an Bedeutung. Die Frage, die sich jetzt stellt: Was bedeutet das für die zukünftige Mobilität?

 

Trend 1: Road Diet

Das vor Jahren geprägte Bild, dass eine Stadt mobil sein muss, gerät zunehmend in Kritik. Es wird, beschleunigt durch die Pandemie, erkannt, dass der Raum in den Städten zurück an die Menschen fallen soll. Die urbane Lebensqualität zum Wohle aller zu steigern, rückt vermehrt in den Vordergrund. Der erste Trend „Road Diet“ ist ein Instrument zur Neuzuweisung des vorhandenen Straßen- und Parkraums. Das bedeutet, Städte wandeln die autozentrierten Straßen und Parkplätze in öffentliche Räume um. In der Folge führt das zu einer Reduzierung der Straßen- und Parkräume für Autos, zum Ausbau von Radwegen und Bürgersteigen und einer Priorisierung des gemeinsam genutzten öffentlichen Verkehrs. Das Endergebnis ist ein attraktiverer und sichererer Verkehrskorridor, der für alle Verkehrsteilnehmer zugänglich ist.

 

 

Trend 2: Young Generation Mobility

Die junge Generation sieht Mobilität zum Teil auch als Spiel: Es geht um ein mobiles Erlebnis, Flexibilität und Pragmatismus. Das eigene Auto ist längst nicht mehr das unumgängliche Statussymbol, das in aller Vehemenz angestrebt wird – die neuen Generationen machen sich frei von mobilen Konventionen und möchten neue Wege gehen, zum Beispiel in Form von Sharing-Angeboten. Sie fokussieren aber nicht nur das Thema Auto, sondern schöpfen aus den Möglichkeiten, die ihnen das ausgebaute Mobilitäts-Angebot liefert. Nicht zuletzt hat die Corona-Krise dazu beigetragen, dieses auszubauen. Die Offenheit für Mobilitätsalternativen springt langsam, aber sicher auch auf ältere Generationen über, die beginnen, Mobilität als Erlebnis zu sehen, als Gesamtkonstellation, die mehr beinhaltet als das eigene Auto.

 

Trend 3: All inclusive Mobility

Das Stichwort lautet: Mobilität aus einer Hand. Denn egal ob Pendlerinnen oder Pendler, ob private oder Geschäftsreisen, ob CEO oder Praktikant – alle wünschen sich Mobilität aus einer Hand. Die Angebote hierfür nehmen stetig zu, richten sich an den unterschiedlichsten Bedarfen und Mobilitätsdienstleistungen aus und bündeln diese zu einem Produkt. Dieses besteht aus unterschiedlichen Komponenten, wie zum Beispiel Carsharing, Bike-Rental oder dem öffentlichen Personennahverkehr – all das wird auf einer Plattform angeboten. Somit besteht die Möglichkeit, Mobilität als Service wahrzunehmen und eine nahtlose Mobilitätskette zu erzeugen. Ein Beispiel: Ich fahre mit dem Auto zum Bahnhof, von dort aus fahre ich mit der S-Bahn in die Stadt, um mich mit einem Carsharing-Auto weiterzubewegen. Dieser dritte, große Trend wurde von Corona mit Sicherheit noch verstärkt, denn es gilt den Menschen dort abzuholen, wo seine Mobilität beginnt und endet.

 

Trend 4: Delivery Bots – Logistik per Roboter

Amazon folgt diesem Trend bereits verstärkt und testet vermehrt Pakete mittels Drohnen auszuliefern, andere Anbieter werden hier noch nachziehen. Die Auslieferung von Waren, wie beispielsweise Lebensmitteln, bis zum Endkunden wird sich drastisch verändern. Während der Pandemie nahm das Angebot bereits zu, Einkäufe direkt liefern zu lassen und die Menschen erkannten, dass sie gar nicht mehr in die Stadt müssen, um einzukaufen. Was momentan noch per PKW oder LKW erfolgt, wird zukünftig über Roboter laufen, was wiederdrum die gesamte Logistikkette revolutioniert. In der Zukunft werden Delivery Bots unsere Straßen und Bürgersteige bevölkern. Der Vorteil liegt darin, dass Paketlieferungen zum einen effizient und zum anderen auch hygienisch erfolgen, da kaum noch Menschen involviert sind und keine weiteren Kontakte mehr folgen. Auf der einen Seite ist es schade, dass Kontakte und der nette Plausch mit der Kassiererin im Supermarkt verlorengehen, auf der anderen Seite zeigt die Erfahrung, dass diese Entwicklung über kurz oder lang so stattfinden wird. Der Trend „Logistik per Roboter“ wird definitiv das Einkaufen und den Handel fundamental verändern.

 

Trend 5: Autonome City

Die autonome Mobilität wird Realität – die digitalen Funktionen von Autos nehmen immer weiter zu und bereits heute verfügen Autos über umfangreiche autonome Fähigkeiten, was dazu führt, dass Mobilitätsdienstleistungen und der öffentliche Nahverkehr profitieren. Die neuen technischen Funktionalitäten und Realitäten werden langfristig dazu beitragen, dass diese Mobilitätsformen ohne menschliche Fahrerinnen und Fahrer auskommen. Zu Zeiten von Corona waren alle froh, möglichst wenig Menschen in einem Fahrzeug zu treffen und der Trend des autonomen Fahrens wurde dadurch weiter vorangetrieben.

 

Trend 6: Healthy Mobility

Die Corona-Krise zeigte uns überdeutlich, welche existenzielle Bedeutung es hat, sich überhaupt bewegen zu können. Jemand, der zwei Wochen in Quarantäne verbringen musste, ist sich bewusst geworden, welch hohen Stellenwert es hat, wieder raus an die frische Luft zu gehen. Der gesundheitliche Aspekt ist bei vielen Menschen dadurch verstärkt in den Fokus gerückt, was ebenfalls dazu führt, dass die bisherige Mobilität hinterfragt wird. Jahrzehntelang war sie geprägt von dreckiger Luft, Staus und eingeschränkter Beweglichkeit aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens in Städten – in Zukunft wird es dieses Bild nicht mehr geben. Die Gesundheit wird zunehmend ein Thema werden, wenn es um unsere Mobilität geht und wie dieses gestaltet werden soll.

 

Fazit

Die Corona-Pandemie hat den hier skizzierten Trends noch einmal kräftigen Aufwind gegeben. Die Zukunft hält tiefgreifende Veränderungen für unsere Mobilität bereit, die in immer greifbarere Nähe rücken und ganz neue Gestaltungsspielräume schaffen.

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