Was haben Kostensenkungen und ein Marathon gemeinsam?
Die Unternehmensführung lässt sich gut mit einem Marathon vergleichen. Nun ist Kilometer 32 erreicht und es stellt sich die Frage, ob die Organisation auch die letzten 10 Kilometer bis zum Ziel durchhält. Das ist in diesem Fall die Rückkehr zum Business as usual und das Erlangen eines Startvorteils, wenn die Durststrecke (Pandemie) überwunden ist. Auf den letzten 10 Kilometern braucht der Marathonläufer und alle, die schon mal einen Marathon gelaufen sind, werden das bestätigen, seine Betreuer, damit Herz, Muskeln und Flüssigkeitshaushalt intakt bleiben.
Die richtige Beratung
Übertragen auf die Situation mancher Unternehmen, die den Abschwung fast, aber noch nicht ganz durchschritten haben, heißt das, sie benötigen externe Berater. Diese sollten in erster Linie Erfahrung im Bereich der Effizienzsteigerung, der Refinanzierung oder der Restrukturierung haben. Ähnlich wie die Berater beim Marathon, helfen externe Ressourcen bei der Überbrückung von Engpässen. Sie können das Management in Turnaround-Situationen coachen, damit das Unternehmen in Hinblick auf die Finanzierung und die Belegschaft fit für den Aufschwung ist. Sobald die Voraussetzungen für neues Wachstum geschaffen sind, zieht sich der Berater wieder zurück, so wie ein guter Trainer nach der Versorgung des Athleten.
Kompetenzlücken ausgleichen
Es stellt sich somit nicht die Frage ob, sondern vielmehr welche Art der Beratung Unternehmen brauchen. Soll die richtige gefunden werden, um das Unternehmen durch Engpässe zu führen, dann muss wiederum nach sachlichen Beratungsfeldern und nach der Art der Zusammenarbeit zwischen Berater und den zu Beratenden differenziert werden – beide Aspekte sind von gleicher Bedeutung. Gute Beratung zeichnet sich durch ein inhaltlich und kommunikativ aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel interner und externer Kompetenzen aus. Der Berater muss genau in den Punkten unterstützen, in denen das Unternehmen Erfahrungs- und Kompetenzlücken hat.
Sparmaßnahmen planen
Die Ausgangssituation für eine konkrete Beratungsleistung ist stets von einer strategischen Frage bestimmt. Der Wachstumskurs oder die Innovationsstrategie sind im Abschwung in den Hintergrund geraten. In den meisten Unternehmen wurden strategische Wachstumsprojekte durch Optimierungsprojekte, bei denen Kostensenkungen dominieren, abgelöst. Die Reduktion von Kosten sollte indes nicht über prozentuale Budgetkürzungen erfolgen, sondern vielmehr im Rahmen eines strategischen Kostenmanagements, das es erlaubt, die wahren Kostentreiber zu identifizieren und zu bekämpfen. Dies gelingt in der Organisation der Supply Chain, der Ermittlung von Vor- und Nachteilen von Offsharing und Offshoring oder nach der Einrichtung von Shared-Service-Centern. Sparmaßnahmen sollten immer weitsichtig geplant und umgesetzt werden, denn auch wesentliche unternehmensweite Funktionen können davon tangiert werden und der Kostenabbau wird so schnell zum Bumerang. In keinem Fall dürfen beispielsweise das Risikomanagement und die Governance-Struktur in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Frage nach der Zukunft
Früher oder später muss zudem die Frage nach der Zukunft gestellt werden. Sobald der Aufschwung an Kraft gewinnt, werden Innovations- und Wachstumsstrategien wieder aktuell. Vorausschauende Unternehmen setzen sich bereits heute damit auseinander, wie sie sich Wettbewerbsvorteile verschaffen können – zum Beispiel durch einen Liquiditätsaufbau, um das Wachstum zu finanzieren, die Aufrechterhaltung der Forschung und Entwicklung oder durch gezielte Transaktionen. Sie richten das Augenmerk auf eine performanceorientierte zukünftige Organisationsstruktur. Dabei ist es entscheidend, Transformationen mit einem unterstützenden Veränderungsmanagement zu begleiten, denn Organisationen und die darin tätigen Menschen müssen in den Umwandlungsprozess einbezogen werden. Wie Kilometer 32 des Marathons ist das ein kritischer Punkt. Ein guter Läufer verzichtet weder auf seine Trainer noch auf Betreuer, die ihn zum richtigen Zeitpunkt mit isotonischen Getränken und einem Schub Motivation versorgen. In der Wirtschaft kommt dem Berater die Rolle des Betreuers zu. Er hilft der Unternehmensleitung durch die schwierige Zeit des Abschwungs, damit sie sich im anschließenden Aufschwung wieder neuen Zielen zuwenden kann.